Archiv 2007 (Ken Hensley) » Blood on the Highway

Die Rezi hab ich gerne gemacht. Vor allem wenn der Anlass so erfreulich ist. Hoffentlich wird das mit der nächsten UH-Scheibe auch so sein!

So, nachdem ich gestern und heute nur den Opener gehört habe, jetzt vorsichtiges Voranpirschen..."We´re on our way"...während ich vor etlichen Wochen aufgrund einiger Postings hier noch geargwöhnt habe, dass Ken sich für meinen Geschmack zuviel selbst zitieren könnte, bin ich gerade total begeistert, wie "Lady in black" eingebaut worden ist... ..."one simple song...aaaahaaahaaaa..." GEIL!, so macht´s Spaß!
Nach zwei Stücken habe ich den Eindruck, dass die Scheibe auf jeden Fall um Längen besser ist als "Running Blind". Und die von Euch genannten Lieblingsstücke kommen erst noch...*freu*.

So, nun traue ich mir mein erstes Urteil zur "Blood on the highway" zu:
Ein großartiges Album!!!

In Schulnoten sähe die Bewertung z.Zt. wie folgt aus:

- (This is) just the beginning: 2

- We´re on our way: 1- (das Minus wegen der "Whisky-in-the-jar-Anleihe", bei den ersten Takten
dachte ich noch: Naja, jetzt kommt ein simples Stimmungsliedchen...aber dann fetzte es mich
geradezu weg, es lebte wieder kurz auf, dieses Gefühl aus der Zeit Anfang der 70er, when they
were in full flight. Endlich, endlich wieder ein Glanz dessen, was mich vor 21 Jahren zum
Heep-Fan werden ließ. Seltsamerweise in einer flotten Nummer, wo ich doch größtenteils
Balladenfanatiker war. Die Eigenzitate sind bestens platziert und machen einfach nur Laune.

- Blood on the highway: 2+(...oder doch 1-? Bin mir noch nicht ganz sicher).

- You´ve got it: 1- (In dieser Form und mit Jorn viel viel besser als die Version von "Free spirit").

- It won´t last: 3+ (Bin mal gespannt, wie sich dieses Stück noch bei mir entwickelt. Momentan
schwanke ich noch stellenweise zwischen "unharmonisch" und "interessant im Sinne von "I won´t
mind", übrigens einem viel zu sehr unterbewerteten Song). Johns Stimme wie immer fantastisch.
Ohnehin einer der besten lebenden Sänger. Aber das brauche ich hier wohl niemandem zu sagen.

- Think twice: 1 (Unglaublich eindringlich, ergreifend!)

- There comes a time: 3 (Dieses Stück macht irgendwie nicht viel mit mir, ganz nett, naja).

- Okay (This house is down): 2 (Schmissig, eingängig, macht mir aber keine Gänsehaut wie "We´re
on our way").

- What you gonna do: 2- (Starke Leistung von Glenn Hughes)

- Postscript: Naja, hier klingt der gute Ken doch ein wenig sehr weinerlich.

- I did it all: 1 (und in jeder Hinsicht mein Lieblingssong auf der CD: Schon beim ersten Hören
fühlte ich Schauer wie damals bei "The easy road" oder "Through the eyes of a child", dazu dieser
packende Text. Eine Hammerballade. Ich konnte es kaum fassen, das alte Heep-Feeling überfiel
mich in seiner ganzen Wucht, zum ersten Male wieder seit so vielen Jahren. Keine 1+, weil es von
ihm noch einige Heep-Stücke gibt, die diese Note eher verdienen.

- The last dance: 2+ (Hat unglaubliche Stärken, aber auch Längen, v.a. in dem Teil nach 4 Minuten,
der an "The Spell" erinnert, aber eben nicht halb so gut ist. Nach mehr als 2 Minuten dann ein
furioser Aufbau zum Finale mit fast übermenschlichen Gesangsleistungen von Glenn).

"Gesamtnote" 2+ mit Luft nach oben.

Die Gesangsleistung ist von allen Gastmusikern einfach nur als grandios zu bezeichnen, und es war auf jeden Fall richtig von Ken, nicht alle Stücke selbst zu singen, sondern nur die, die von der Atmosphäre her genau zu seiner Stimme passen.
Sämtliche Stücke werden von Jorn, John, Eve und Glenn massiv in ihrer Wirkung gehoben, eine bessere Stimmauswahl hätte man wohl nicht treffen können.
Und da das Album in den nächsten Wochen bei mir wohl nach alter Erfahrung noch "wachsen" wird, bin ich mir sicher, es in der Reihe der Hensley-Alben knapp unter "P.w.o.a.d.s.", meinem Spitzenreiter, ansiedeln zu können.
Was bin ich erleichtert, nach "Running blind" hätte ich damit nicht mehr gerechnet.

So, bin nun auch endlich mal dazu gekommen, mich eingehender mit dem neuesten Werk des Meisters zu befassen.

Um es vorweg zu nehmen, der Daumen geht nach oben.

War zwar etwas skeptisch, da ja einige Songs recycled worden sind (ein allenfalls leicht fader Beigeschmack bleibt da noch), aber die ausgewählten Tracks passen stimmig in das Gesamtkonzept dieser "Rockoper" mit Tiefgang, sodaß ich gut damit leben kann.

Meine Lieblingssongs: In the Beginning, We're on our way, Think Twice, This house is down, I had it all.

Werde mich nicht weiter über die musikalischen Qualitäten äußern, dafür ist die Scheibe jetzt einfach schon zu lange auf dem Markt, als dass sich ein Mitleser dadurch noch einen Eindruck verschaffen müsste.

Unter dem Strich eine gute, sehr abwechslungsreiche und hochklassige Produktion.

Was die CD für meine Begriffe besonders ausmacht, sind die Texte. Ich habe ja immer schon Texte, in denen Heep einen Einblick in die eigene Gemütslage geben, besonders gemocht. Siehe z.B. meine Beiträge in der Times zu einigen Texten der Byron-Soloscheiben, in denen man Stellenweise (z.B. 1978 in "I Remember") vieles über Byron selbst hat herauslesen können.

Beim Durchhören/Lesen der Texte von BOTH wird einem wieder so richtig bewußt, wie GROSS Heep einst waren, wie viel grösser sie (mit einem guten Management im Rücken) noch hätten werden können, und in was für einer Tretmühle sich die Band befand. Da sind viele Textstellen doch sehr aufschlußreich und gewähren recht tiefe Einblicke in die jeweiligen Befindlichkeiten Kens und der Band.

Beispielsweise in "We're on our way" zunächst die kleinen Anfänge in englischen und deutschen Klubs und wie man dann - als der Durchbruch auch in den Staaten gelang - langsam anfing abzuheben und den Realitätssinn zu verlieren begann, alles zum "Selbstläufer" zu werden schien (was es ja dann aber leider nicht war). "By the time we got to Boston we were learning how to fly......everybody made us feel good, they gave us platinum and gold......the ladies and the limos were there waiting for the ride....".

Oder dann in späterer Karriere ("This house is down") die ständigen Durchhalteparolen, wieder eine Platte, wieder eine Tour, noch ein bischen Geld einsacken "...make another dime...." und immer dabei gutaussehen, auch wenn es einem längst mich mehr so gut geht.

Interessant auch "I did it all", das ich mal im übertragenen Sinne als Ken's "I did it my way" (Sinatra) bezeichnen würde. Der Blick zurück in einer Mischung aus Stolz und Wehmut und die Beantwortung der Frage, wie es einem alten Rockstar geht, wenn er die heute aktuellen Stars und ihren Werdegang betrachtet. Dabei auch die Erinnerung an Dave und Gary "....when all is left is emptiness, what happened to my friends....".

Insgesamt ein nicht nur sehr gutes, sondern einem auch nahegehendes Album, welches man auch in Jahren immer noch gerne wieder hören wird. Zeitlos gut eben, nicht zuletzt weil es sich textlich mit Heeps und Kens Karriere befaßt.

Ich würde mal sagen einen Schwerpunkt. Ohne gute Musik nützt auch der beste Text nichts (oder wenig). Einfach interessant, aus dessen/deren eigener Sicht die Wahrnehmung der Karriere des/der Heros zu erfahren.

Ein wirklich schlechtes Album wird Ken (zumal mit dieser Verstärkung durch die diversen Gäste) wohl ohnehin niemals abliefern.