RE: ON THE ROCKS - 3

Das liest sich schon mal sehr vielversprechend und bei John wissen wir eigentlich, daß er immer Qualität veröffentlicht. ich habe das Album auch bereits vorbestellt

Soooo nun hab ich auch die On the Rocks CD im Player. Frisch ausgepackt.
Die ersten Titel sind durch und meine Einschätzung gibt es später dann hier : topic.php?topic=380


Liebe Grüße,
Thomas

Ich habe die Scheibe nun einige Mal durchgehört und ich kann mich nur der allgemeinen positiven Meinung anschliessen. John in bestechender Form, begleitet von einer hochmotivierten Truppe. Die Stücke sind sehr facettenreich von bluesig bis funkig, immer wieder mit überraschenden Wechseln. Wer genauer hinhört wird viel Freude an Details finden. Interessante und moderne Umsetzung von zeitlosem Bluesrock. Bei einigen Stücken glaubt man am Anfang jeweils, das Intro zu kennen... aber weit gefehlt, denn kaum wähnt man die Melodie zu kennen, geht das Stück seinen ganz eigenen Weg. Dies jedenfalls meine ersten durchaus und bedingungslos positiven Eindrücke - auch beim Hören mit Kopfhörern.

Liebe Grüsse aus der Schweiz
Easylivin

Hallo Ralf,

ich erlaube mir mal, deine Rezension von der Website von OTR mal hier reinzusetzen. Lediglich die Songtitel habe ich nach-Formatiert :



Nach einigen Tagen gespannter Wartezeit hatte ich endlich den lang ersehnten Brief des Ebay- Händlers im Briefkasten. Ich erledigte erst noch einige Dinge zu Hause, um dann in aller Ruhe auszupacken. Es war ein spannender Moment. Nun hielt ich Mamonama in der Hand und hatte große Mühe, die Plastikhülle zu entfernen. Dann war es so weit und ich schaute mir alles genau an…

Das Äußere der CD wirkt exotisch dunkel, fast so wie rassige Werbung für südamerikanischen Kaffee. Es hat aber auch etwas feierliches, was die Aufmerksamkeit des Betrachters herausfordert. Die schlichte Beschriftung ohne weitere Fotos ist trotz der Einfachheit gut gelungen und wirkt optisch schön. Beim Öffnen der CD-Box setzt sich dieser Trend fort. Auch die Disc selbst ist in diesem Design bedruckt. Beim Herausnehmen der Scheibe schimmert es hinter der transparenten Halterung schwarz durch.

Beim betrachten der Titel-Liste fällt auf, dass alle Songs von Dumee/Lawton produziert wurden. Einzige Ausnahme ist der Titeltrack Mamonama, wo auch der Name Duba angegeben ist.

Im CD-Cover und Inlay ist alles weiß auf schwarz beschriftet, durchbrochen von einem kaum wahrnehmbaren On The Rocks - Schriftzug in grau.

Das Öffnen des Booklets löst ein inneres “hurra“ bei mir aus, denn hier wurden alle Songtexte ausgedruckt. Auch gibt es als Hintergrund auf allen Seiten schwarzweiße Fotos der Musiker zu sehen. Auf der nächsten Doppelseite sticht sofort der leuchtend rote Schriftzug OTR in großen Buchstaben heraus. Noch weiter geblättert ist John Lawton auf einem Bahnsteig mit der Ortsbezeichnung Mamonama zu sehen. Des Rätsels Lösung für den Album-Titel…? Es gibt noch weitere Fotos und die üblichen Informationen zur CD-Produktion. Am Ende noch Angaben zu den Musikern. Der Leadgesang stammt demnach ohne Ausnahme von John Lawton.

Nun lege ich die CD erstmal dahin wo sie hingehört: In den Abspielschacht. Dann noch ein Getränk dazu und los geht’s…

Es beginnt ganz ruhig und wohlklingend mit Ghetto. Sanfte Gitarren sind zu vernehmen. Schon bald setzt eine Art Jodel-Gesang ein, was an Focus (Hocus Pocus) erinnert. Auch der übrige Sound hat diese Richtung. Bald wird es intensiv und rhythmisch bis schließlich ein sehr bekanntes “oh yeah“ den Gesangspart eröffnet. Schlagzeug und Bass kommen dazu und lassen es kräftiger werden. Alles ist stimmig und gut. Sauberer Gesang und ein toller Rhythmus laden den Hörer zum Mitmachen ein. Es sind Jazz-Einflüsse zu vernehmen. Der Refrain kommt ohne großen Übergang in zwei Durchläufen und ist melodisch. Dann wieder der Jodel-Gesang. Angenehme Orgelklänge sind jetzt zu vernehmen. Schon beim ersten Hören sitzt die Melodie. Später folgt ein bluesig-jazziges Zwischenstück. Zunächst mit Gesang, dann instrumental. Es klingt gut und mitreißend! Mit interessanten Soundeffekten endet dieser erste Song auf angenehme Weise.

Ein harter Aufschlag eröffnet Taking You Down. Ein blues-rockiger Song mit Jazz-Elementen. Es hat etwas von “Sting In The Tale“. Insgesamt ein flottes, in den Details sehr jazziges Stück, was ich als angenehm und munter machend empfinde. Es besitzt einen melodisch eingängigen, kurzen Refrain. Das Fade Out ist auf interessante Weise in sich verzögert und wird schließlich zum Ende hin in einen enormen Rhythmus hineingesteigert, was garantiert jeden Musikmuffel aufrüttelt. Es gibt ein plötzliches Ende. Insgesamt ein kurzweiliger, unterhaltsamer Song mit viel Abwechslung und viel Schwung. Hier springt der Funke über.

Hello (Dona Nobis Pacem) beginnt sehr sanft, fast sakral, was einen ruhigen Song erwarten lässt. Der Gesang ist gefühlvoll und hat zu Beginn eine ungewohnte Gesangstiefe. Dabei bleibt es ruhig und wird melodischer. Es ist gesanglich angenehm warm und wohlklingend. Ich gebe mich hinein in diese Atmosphäre und genieße… Aber was ist es eigentlich? Kein Rock, kein Pop. Ein sehr eigener Song. Ein sanftes Piano kommt dazu und verstärkt diese herrliche Atmosphäre. Irgendwann kommt ein wenig mehr Intensität hinein. Es ist stark melodiös, aber immer noch sehr sanft. Ein Gospel- Background-Gesang setzt ein zu einem ruhigen Zwischenpart. Dann geht es mit leicht gesteigerter Intensität weiter wie bisher. Das wiederholt sanft gesungene “Hello“ sitzt jedes mal und lässt Gänsehaut aufkommen. Immer wieder die tollen Backings dazu. Schweigen und genießen… Ein sagenhaftes Fade out beschließt diesen Song, bis schließlich nur noch der Backgroundgesang allein zu hören ist und ausklingt. Das bleibt noch lange im Ohr…

Der Einstieg von The Corner Club ist ruhig, aber auch fest und mit einer gewissen Intensität. Es folgen wohlklingende Töne wie von einer Westerngitarre. Schnell setzt der erzählende Gesang ein. Dann kommen spanisch klingende Gitarren dazu. Schließlich ein Break mit einem angenehm sanften, aber festen Zwischenteil und Echogesang an einigen Stellen. Auch nach diesem Part lebt der Song weiter vom Gesang. Es folgt ein sehr schönes Gitarrensolo. Sauber gespielt. Und immer wieder diese interessante Mischung zwischen Western- und spanischem Gitarren- Feeling. Insgesamt sehr abwechslungsreich. Gegen Ende steigert sich John ganz kurz zu einem Fade-Out-Gesang Marke Paul Rodgers und Free. Ganz große Klasse. Dieser Part hätte länger sein dürfen… Es klingt schließlich mit zarten Keyboards so ruhig aus, wie es begonnen hat.

Nun folgt rhythmisch und interessant der Titel- Track Mamonama. Es bleibt zunächst offen, was daraus wird. Mit “uhuhuh-yeah-ah“, was an einen fahrenden Zug erinnert, mischt sich bald geheimnisvoll klingender Gesang ein und entwickelt sich schließlich zum Blues. Also doch der Bahnhof “Mamonama…“? Alle Achtung, das reißt mit! Es ist schwungvoll. Interessante Gräusch- Effekte im Background ergänzen die tolle Stimmung. Dann ein plötzlicher Wechsel zu einem sehr ruhigen und melodisch einprägsamen Refrain, wiederum gefolgt von einem tollen Gitarrensolo. Mit dem bereits zitierten “uhuhuh-yeah-ah“ wird dieser Part beendet. Weiter geht’s flott und geheimnisvoll. Wieder Erzählgesang am Ende, von “uhuhuh-yeah-ah“ ausdrucksvoll im Background begleitet.

Steal The Night - mit über 7 Min. Länge könnte man nun eine Ballade erwarten. Ruhige Gitarren erinnern im ersten Moment an ”Vincent” von Albert Hammond. Aber beim sanft einsetzenden “mh mh mh…“ wird klar, um welche Musik es hier geht. Und es ist wieder auffallend sanfter Gesang, der hervorragend zur ruhigen, geradlinig gespielten Gitarre passt. Es gibt eine leichte Intensitäts-Steigerung in Moll. Das klingt geheimnisvoll und steigert sich weiter. Aber die Richtung bleibt. Der tolle, klare Gesang besticht, während eine Orgel dazu sanft einsetzt. Es steigert sich langsam in Richtung Blues und wird schließlich rockig. aber die Atmosphäre bleibt trotzdem sanft. Instrumental harmoniert es perfekt. Nach einem Intensitätswechsel hat es jetzt etwas von FOCUS , aber auch etwas Jazz. Danach wieder der geheimnisvoll klingende Gesang. Und schließlich wird es sogar zweistimmig (Simon & Garfunkel lassen grüßen) Es klingt aus mit dem mehrfach gesungenem “Steal The Night“ und mit Blues-Improvisation. Toll!

Melodisch und ebenfalls ein wenig rockig beginnt Face To Face. Bald ist eine heulende Gitarre zu hören. Danach kräftiger Gesang, wie wir es von John Lawton gewohnt sind. Dieser Song klingt rockig und erinnert ebenfalls etwas an Sting In The Tale. Es ist aber trotzdem sehr bluesorientiert. Das “Face To Face“ wird kräftig und aufweckend hineingesungen. Es klingt nach Bohemian. Rhapsody. Ein gutes E-Gitarrensolo leitet den Schlusspart ein, mit eindrucksvoll gerufenen Songfetzen, teilweise von John Lawton in Tonhöhen gesungen wie zu frühen Uriah Heep- / Les Humphries Singers- Zeiten. Das Ende setzt mit einer musikalischen Zäsur ein. Es ertönt ein “John-typischer“ Ausruf, der mehrmals wiederholt wird.

Shine beginnt völlig anders mit einem langsam ansteigenden angenehmen Ton. Nach kurzen, ebenfalls angenehmen Gitarren beginnt ein klarer Gesang. Das harmoniert gut und klingt feierlich. Dann folgt zwischen Teil 1 und 2 die Wiederholung dieses Einstiegsparts. Der Gesang steigert sich weiter, unterbrochen von einem sanften Instrumentalteil. Alles ist harmonisch aufeinander abgestimmt. Der Wiedereinstieg kommt mit einem typischen John Lawton- Schrei “…oh-ohho-yeah…“ und geht nun in den Schlussteil über mit wiederholt gesungenem “…shine…“. Selber mitsingen ist die Folge, ich kann nicht anders… Im Finale wird der schöne sanfte Background lauter. John singt jetzt nur noch kurze Sätze dazwischen im Stile von “Oh Happy Day“. Das hat Atmosphäre und trotz der Ruhe des Musikstückes etwas mitreißendes. Nach dem Ausklingen bleibt es noch lange im Ohr… Für mich der schönste Song dieser Produktion, der den Titel “Shine“ zurecht trägt…

Einen ebenfalls überraschend anderen Beginn hat Woman und ist stilmäßig nicht einzuordnen. Es ist rhythmisch geprägt. Der Gesang setzt schnell dazu ein. Mit einem Aufschrei steigert sich der Song plötzlich. Die stark rhythmische Begleitung im Hintergrund klingt fast schon hektisch. John gleicht diese Hektik mit seinem Gesang wieder aus. So passt es zusammen. Nun folgt im gleichen Stil ein Instrumentalteil mit E-Gitarrensolo. Dann sofort wieder übergangslos kräftiger Gesang zu hektischer Begleitung, was bald in einen ruhigen Part übergeht. Das Ende des Songs kommt unerwartet plötzlich. Es hört einfach schlagartig auf…

Ride On setzt den Schlusspunkt hinter dieses bemerkenswerte Album. Der Beginn mit Gitarrenintro ist so wild wie Glam Rock Marke T. Rex… Gut gemacht. Sehr schnell beginnt der Gesang mit Oh Yeah Yeah… Es folgt ein kurzer kräftiger Backingpart, danach gleich wieder schneller Gesang mit viel Oh Yeah…mh… Im Vergleich zur übrigen CD ist dieser Song recht geradlinig. Dann gibt es plötzlich einen Stil- und Tempowechsel mit einem angenehm ruhig gesungenen, aber immer noch flotten Zwischenpart. Schöne zweistimmige Gesangsharmonien sind an einigen Stellen zu hören. Es geht so weiter. Ein ganz plötzliches Ende schließt die CD…


FAZIT:

Mit diesem Album sind die Musiker ein großes Wagnis eingegangen, denn sie haben sich an keine übliche Stilrichtung gehalten. Auch die Songs selbst differieren. Aber irgendwie passt es auf geheimnisvolle Weise trotzdem gut zusammen.

John Lawton’s Gesang (Lead & Backings) kommt durchgehend sehr gut und fehlerfrei. Hier hat sich offenbar die lange Produktionszeit bezahlt gemacht. Bei Hello (Dona Nobis Pacem) höre ich John zum ersten mal in etwas tieferer Stimmlage singen. Er macht es gut. Oft ist viel Text (manchmal auch in Erzählform) zu singen. Auch das meistert er. Jan Dumee’s Gitarrensound (acoustic & electric guitars sowie tambourine und Kalimba bei Woman) kommt gut und ist ebenfalls von Song zu Song sehr unterschiedlich ausgerichtet. Das gibt der Musik zusätzliche Wärme. Seine Backings bei Shine und Face To Face klingen gut. Auch Xande Figueiredo (drums), Ney Conceicao (bass) und Marvio Ciribelli (organ, Piano, Fender Rhodes) spielen durchgehend saubere und gut klingende Parts.

Es klingt alles bis ins Detail ausgefeilt, manchmal hart an der Grenze zu “steril“. Und manchmal finde ich es ein wenig experimentell. Aber durch die gute Harmonie des Gesamten macht das nichts aus. Mamonama hat viele schöne jazzige Elemente, klingt oft südamerikanisch, manchmal bluesig und zu meiner Überraschung nur wenig rockig. Es stecken Eigenheiten und Überraschungen drin, die man in der heute kommerziell vertriebenen Musik nur selten findet. Das macht dieses Album langlebig.

Meiner Meinung nach ist Mamonama ein gelungenes Album und gerade für den etwas anspruchsvolleren Musikgeschmack bestens geeignet. Es ist nichts für Freunde von oberflächlicher Musik-Unterhaltung. Die Musik entfaltet sich erst nach mehrmaligem hören und steckt auch dann noch voller Überraschungen. Die erwarteten rockigen Elemente fehlen, aber ich vermisse es bei diesem Werk nicht. Das würde aufs Ganze gesehen nicht ins Konzept passen. Sollte eine Single-Auskopplung geplant sein, kann ich mir Shine als Ballade am besten vorstellen, evtl. noch Taking You Down und Mamonama.

Mein Dank geht an die Musiker, die mit ihrem unermüdlichen musikalischen Schaffen mein Leben reicher machen…!



Ralf Schünemann